Ich muss so sieben oder acht Jahre alt gewesen sein, als ich auf dem Heimweg von der Schule an einer Mulde vorbeikam. Darin lag ein gerahmtes, unbeschädigtes Bild das einen Grossvater mit einer Handorgel auf einer Bank sitzend darstellte. Es waren keine Erwachsenen zu sehen und so nahm ich meinen ganzen Mut zusammen, fischte das Bild aus der Mulde und brachte es meiner Grossmutter nach Hause. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich mich jetzt als Diebin fühlen musste oder nicht.

Meine kunstsinnigen Grosseltern waren von dem vor der Vernichtung geretteten Druck vermutlich weniger beeindruckt als von der „Heldentat“ der Enkelin. Das Bild erhielt jedenfalls einen Platz im Ferienhaus und dort blieb es wohl auch, als das Häuschen verkauft wurde.

Kürzlich stöberten wir im Brockenhaus in Bülach und da war er plötzlich wieder, der Handorgel-Grossvater. Klar, dass ich ihn nicht allein im Brocki zurückliess. Und diesmal bezahlte ich dafür. Jetzt hat er wieder seinen Platz, diesmal in meinem Ferienhaus.